Wahlleiter erleidet Schlappe im Streit um Briefwähler-Umfragen

Politik Wahlen Justiz


Wahlleiter erleidet Schlappe im Streit um Briefwähler-Umfragen

16.09.2021 - 14:58 Uhr

Wahlleiter erleidet Schlappe im Streit um Briefwähler-Umfragen Wahlleiter erleidet Schlappe im Streit um Briefwähler-Umfragen Politik
über dts Nachrichtenagentur

Das Verwaltungsgericht Wiesbaden hat die Veröffentlichung von Wahlumfragen, bei denen auch die Angaben von Briefwählern über ihre bereits getroffene Wahlentscheidung berücksichtigt wird, für zulässig erklärt. Das Umfrageinstitut Forsa war vor Gericht gezogen, um sich gegen die Androhung eines Bußgeldes in Höhe von 50.000 Euro durch den Bundeswahlleiter zu wehren. Der hatte die Umfrageinstitute angeschrieben und gefordert, die tatsächlich schon abgegebenen Briefwahlstimmen nicht zu berücksichtigen.

Nach Angaben von Forsa führte das Gericht nun aus, dass ein bußgeldbewehrtes Verbot die grundgesetzlich geschützte Handlungsfreiheit der "Wahlforschungsinstitute" und das Recht der freien Berichterstattung der Medien tangiere. Die Veröffentlichung von Umfragen, die auch Briefwähler berücksichtige, sei keine unzulässige Wahl- bzw. Wählerbeeinflussung, sondern habe "als Element der Wahlkampfberichterstattung einen Platz im öffentlichen Diskurs und Meinungsbildungsprozess". Die freie Bildung des Wählerwillens sei durch die Veröffentlichung von Umfragen unter Einbeziehung von Nachwahlbefragungen von Briefwählern im Vorfeld des Wahltags nicht beeinträchtigt. Das Vorenthalten dieser Informationen, stelle sich "dagegen sicher als Beschränkung der Informationsfreiheit dar", so die Wiesbadener Richter (AZ: 6 L 1174/21.WI). In Paragraf 32 des Bundeswahlgesetzes heißt es: "Die Veröffentlichung von Ergebnissen von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe über den Inhalt der Wahlentscheidung ist vor Ablauf der Wahlzeit unzulässig." Damit sind aber offenbar nur die sogenannten Exit-Polls gemeint, die traditionell auch erst um Punkt 18 Uhr - also in dem Moment, in dem die Wahllokale schließen - veröffentlicht werden. Im Gegensatz zu den normalen Umfragen sind die Nachwahlbefragungen am Wahltag meist deutlich zuverlässiger.

Facebook Twitter Xing Linkedin

Ähnliche Artikel

Folgende Artikel aus dem Thema Politik könnten Sie auch interessieren


Neuen Kommentar schreiben

Um einen Kommentar schreiben zu können,
müssen Sie angemeldet sein.


Kommentare zu "Wahlleiter erleidet Schlappe im Streit um Briefwähler-Umfragen"

Es sind noch keine Kommentare zu
"Wahlleiter erleidet Schlappe im Streit um Briefwähler-Umfragen"
vorhanden.