Schriftsteller Orhan Pamuk wirft Türkei Willkür vor

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Schriftsteller Orhan Pamuk wirft Türkei Willkür vor

26.05.2017 - 00:00 Uhr

Schriftsteller Orhan Pamuk wirft Türkei Willkür vor Schriftsteller Orhan Pamuk wirft Türkei Willkür vor Politik
über dts Nachrichtenagentur

Der türkische Schriftsteller und Nobelpreisträger Orhan Pamuk wirft dem türkischen Staat Willkür im Umgang mit seinen Bürgern vor. Er bezieht sich auf die Kündigung von Zehntausenden Richtern, Staatsanwälten, Soldaten, Lehrern und Journalisten und den Vorwurf, sie hätten Verbindungen zu dem islamischen Prediger Fethullah Gülen: "Selbstverständlich beruhen die meisten dieser Anschuldigungen auf Willkür", sagte Pamuk der "Süddeutschen Zeitung" (Freitagsausgabe). Auch die Volksabstimmung über das Präsidialsystem am 16. April sei "in keiner Weise fair" verlaufen, da die "Nein"-Seite im öffentlichen Raum nicht repräsentiert gewesen sei.

Pamuk fordert die europäische Öffentlichkeit dazu auf, die Türken in der gegenwärtigen politischen Situation des Landes nicht im Stich zu lassen: Die Regierung des Präsidenten Recep Tayyip Erdogan repräsentiere allenfalls gut die Hälfte der türkischen Wähler. Daneben aber gebe es viele Menschen, deren politische und kulturelle Werte liberal bestimmt seien. In Zeiten der Verfolgung und Unterdrückung bedürften sie der Unterstützung: "Lasst sie nicht allein, wenn ihr euch über die Regierung empört." Pamuk äußerte sich besorgt über Blockaden im Internet, die Verfolgung oppositioneller Journalisten und den Verlust der Meinungsfreiheit in der Türkei: "Wenn es um Zensur geht, gibt es offenbar keine Logik." Das Verhalten führender Politiker der Europäischen Union während der Flüchtlingskrise im Sommer 2015 kritisiert der Schriftsteller: "Die europäischen Politiker sorgten sich nicht um die türkische Demokratie oder um eine halbwegs funktionierende offene Gesellschaft in diesem Land. Von europäischer Seite war das schlichte Instrumentalisierung." Die europäische Politik reklamiere zwar sehr wohl die Freiheit, wolle aber wenn es darauf ankomme von Brüderlichkeit nichts wissen: "Der Umgang mit den Flüchtlingen beschädigt nicht nur den sozialen Zusammenhang in Europa, sondern auch den Geist Europas."

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Kommentare zu "Schriftsteller Orhan Pamuk wirft Türkei Willkür vor"

Insgesamt 3 Kommentare vorhanden


Kommentar von GoldSaver
26.05.2017 08:25 Uhr

Selbstverständlich ist das Willkür, nur solange da keiner etwas gegen unternimmt, wird er auch so weiter machen.
Und das bei der Abstimmung die Nein-Seite nicht öffentlich repräsentativ war, ist irgendwo auch logisch, hat sich wohl niemand getraut bei dem Vorgehen von Erdogan gegen alles, was ihm nicht in den Kram passt.

Kommentar von Solinn
26.05.2017 07:55 Uhr

Es ist wirklich keine einfache Situation in der Türkei und schwer zu durchblicken. Erdogan ist für mich genauso unberechenbar wie Trump. Was soll nur daraus werden????

Kommentar von Eckhard
26.05.2017 07:53 Uhr

Oje. Da muss jetzt aber Herr Pamuk aufpassen. Mit solchen Aussagen macht er sich Herrn Erdogan zum Feind und dieser lässt bekanntlicher weise solche Äußerungen nicht auf sich sitzen.