Sozial benachteiligte Bevölkerungsschichten in Deutschland leiden nach Aussagen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in besonderem Maße unter der Corona-Pandemie. Ärmere müssten öfter zusammenrücken, "weil sie wenig Platz haben und auch nirgendwohin können" oder weil sie unter schlechten Bedingungen "wie in der Fleischindustrie" arbeiteten, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Ulrich Schneider, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben). Schneider betonte, es seien all jene Menschen betroffen, die auf zu engem Raum in Kontakt seien oder lebten, "ohne dass hygienische Mindeststandards eingehalten werden können".
Dies betreffe ebenso "Sammelunterkünfte für Flüchtlinge, Notquartiere für Obdachlose oder auch Frauenhäuser". Mit Blick auf die Corona-Ausbrüche unter Schlachthofmitarbeitern aus Osteuropa hob Schneider hervor, das Virus verbreitet sich dort am besten, "wo viele Menschen zusammenkommen. Mit ihrer Herkunft hat das überhaupt nichts zu tun". Vergangene Woche war es unter den Beschäftigten des Großschlachtbetriebs Tönnies im Kreis Gütersloh zu mehr als 1.000 Corona-Infektionen gekommen. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte daraufhin einen Zusammenhang zwischen den Ausbrüche und der Herkunft vieler Infizierter aus Rumänien und Bulgarien hergestellt. Dies sorgte für Empörung. Später relativierte Laschet seine Aussage. Zudem war es am Wochenende vor einem unter Quarantäne stehenden, abgeriegelten Wohnkomplex in Göttingen zu Auseinandersetzungen zwischen aufgebrachten Bewohnern und der Polizei gekommen. Das Wohngebäude gilt als Corona-Brennpunkt.