Wirtschaftsforscher verteidigt Festhalten an Atomkraftwerken

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Wirtschaftsforscher verteidigt Festhalten an Atomkraftwerken

18.01.2022 - 19:06 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

Der Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat das Festhalten von Frankreich und den skandinavischen Ländern an der Atomkraft verteidigt. "Wir sollten hier die deutsche Brille mal für einen Moment ablegen. Bei uns hat die Ablehnung der Atomenergie ja fast schon religiöse Züge. Die Skandinavier und die Franzosen sehen das ganz anders", sagte er dem "Mannheimer Morgen" (Mittwochausgabe).

Heinemann sagte, die Strompreise in Frankreich seien dank der Atommeiler niedrig, die in Deutschland seien hoch. "Wir schalten ein Atomkraftwerk nach dem anderen ab, obwohl wir gar nicht wissen, woher die regenerative Energie so schnell herkommen soll. Deshalb bauen wir neue Gaskraftwerke oder importieren Atomstrom aus Frankreich", sagte der Wissenschaftler.

"Ich sage nicht, dass der deutsche Weg falsch ist. Wir sollten aber mehr Respekt vor den Entscheidungen unserer Partner in der EU haben", so Heinemann.

Heinemann kritisierte auch die Zurückhaltung der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Inflationsbekämpfung. "Die EZB muss aufpassen, wenn sie mit ihren Prognosen überhaupt noch ernstgenommen werden will." Es gebe Analysen, die zeigten, dass die EZB systematisch die Inflationsdynamik unterschätze und bei den Prognosen der Wunsch Vater des Gedankens sei. <P>"Sie sollte jetzt endlich eine erste Zinserhöhung innerhalb eines Jahres in Aussicht stellen", forderte Heinemann, der davon ausgeht, dass die Inflation nicht nur ein temporäres Problem ist. "Die Ampel-Regierung will viel Geld in die Energiewende stecken. Das ist ja auch richtig so. Dieses Investitionsprogramm wird natürlich auch die Preise nach oben treiben und neue Arbeitsplätze schaffen", sagte Heinemann.

Die logische Konsequenz seien steigende Löhne wegen der Übernachfrage. "Da wir schon einen Fachkräftemangel haben, wird damit die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften in den Lohnverhandlungen steigen."

Dies könnte zu einer Preis-Lohn-Spirale führen.

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