MAN-Chef Joachim Dress bereitet die Vorstellung eines schweren Elektro-Lkw von Tesla in dieser Woche keine Sorgen: "Tesla hat es geschafft, den Fokus auf die Elektromobilität zu richten. Und das ist eine Leistung per se. Das muss man anerkennen", sagte Drees der "Welt" (Montag).
"Aber Tesla kocht auch nur mit Wasser." Es werde noch lange dauern, bis auf deutschen Autobahnen im Fernverkehr Elektrolastwagen unterwegs sein werden. "Das Verhältnis zwischen Batteriegewicht und Reichweite ist heute einfach noch nicht so, dass unsere Kunden damit weiterhin Geld verdienen könnten", sagte Drees. "Man kann kaum noch etwas zuladen, wenn man eine große Reichweite erreichen möchte." Tesla behauptet, der E-Truck werde 500 Kilometer Reichweite schaffen. "Ob das unter realen Bedingungen wirklich stimmt, wird man sehen", sagte Drees. "Wir unterschätzen Tesla aber auf keinen Fall - das machen wir mit keinem Wettbewerber." Das gelte insbesondere auch für chinesische Unternehmen wie BYD, die bereits elektrische Stadtbusse anbieten. Bei Bussen und Lkw im städtischen Verkehr sieht Drees gute Chancen für den Elektroantrieb. "Der Markt verändert sich gerade. Ich glaube, dass ab 2025 Verkehrsbetriebe in Ballungszentren fast ausschließlich Stadtbusse mit Elektromotor bestellen werden." MAN will ab Ende 2019 E-Busse in Serie bauen. Zwei Jahre später sollen dann auch elektrische Lastwagen für den städtischen Lieferverkehr serienreif sein. "Dabei geht es nicht um Transporter, sondern durchaus um schwere Lkw - bis zu 26 Tonnen", sagte Drees. Der MAN-Chef unterstrich jedoch, dass er auch an eine Zukunft des Verbrennungsmotors glaube. "Der muss ja nicht zwangsläufig mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Wenn man beide Antriebskonzepte dort nutzt, wo sie sinnvoll sind, haben auch beide ihre Berechtigung."