Trotz internationaler Flüchtlingshilfe besuchen in der Türkei 40 Prozent der syrischen Flüchtlingskinder keine Schule und müssen häufig arbeiten gehen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Linken-Abgeordneten hervor, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Freitag) vorliegt. Demnach können viele Kinder nicht zur Schule gehen, weil sie "im informellen Sektor" arbeiteten, schreibt die Regierung unter Bezug auf Hilfsorganisationen.
Auch Kinder, die am Unterricht teilnehmen, seien zum Teil erwerbstätig. "Kinderarbeit kommt nach Kenntnis der Bundesregierung in der Türkei vor allem in der Landwirtschaft, im Dienstleistungsgewerbe sowie im Textilsektor vor", schreibt die Bundesregierung. In der Textilbranche seien Kinder und Jugendliche häufig auch in Heimarbeit aktiv. Jüngst waren Presseberichte bekannt geworden, wonach syrische Flüchtlingskinder in der Türkei teils zwölf Stunden pro Tag in Textilfabriken für namhafte westliche Firmen arbeiten und kaum Lohn bekommen. Die Innenexpertin der Linken, Ulla Jelpke, kritisierte: "Obwohl der Bundesregierung diese Pressemeldungen bekannt sind, kümmert sich die unternehmerfreundliche Bundesregierung in keiner Weise darum, diese alarmierenden Berichte auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen oder entsprechende Konsequenzen zu ziehen." Sie fügte hinzu: "Da helfen dann auch keine Trostpflaster in Form von vollkommen unzureichenden Hilfsprogrammen." Die Linken-Abgeordnete sieht das EU-Flüchtlingsabkommen mit der Türkei als einen Grund: "Der Verdacht, dass die Bundesregierung viel mehr weiß, als sie zugeben möchte, um den flüchtlingsfeindlichen Deal der EU mit der Türkei nicht zu gefährden, bestätigt sich."
17.09.2017 00:23 Uhr