Etwa jeder Siebte in Deutschland hat in seiner Kindheit oder Jugend sexuellen Missbrauch erlebt: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Universitätsklinikums Ulm, die nächste Woche vorgestellt wird und über die der "Spiegel" berichtet. In einer Befragung unter Einwohnern ab 14 Jahren gaben 13,9 Prozent an, als Minderjährige missbraucht worden zu sein. 2010 hatte eine Studie mit derselben Methodik noch einen Wert von 12,6 Prozent ergeben.
Zugenommen hat insbesondere die Zahl der Menschen, die ihren Antworten zufolge schwer missbraucht wurden, von 6,2 auf 7,6 Prozent. "Von Entwarnung konnte und kann keine Rede sein", sagte Jörg Fegert, der die Studie verantwortet: Man müsse "leider von einem zunehmenden Trend sprechen". Die Ulmer Studie zeigt zudem, wie sich sexuelle Gewalt auch körperlich auswirken kann. Menschen, die in Kindheit oder Jugend schweren Missbrauch erlebten, leiden doppelt so oft an starkem Übergewicht, haben fast dreimal so häufig Diabetes und doppelt so oft Bluthochdruck. Auch wird bei ihnen sechsmal häufiger Krebs und viermal häufiger ein Herzinfarkt diagnostiziert. Missbrauchsopfer verletzen sich außerdem weitaus öfter selbst und unternehmen häufiger Suizidversuche.