Die deutschen Hochschulen sind nicht vorbereitet, um bis zu 80.000 potenziellen Studenten unter den Flüchtlingen aufzunehmen. Das ergab der neueste Hochschul-Bildungs-Report des Stifterverbandes der Wirtschaft für die Hochschulen, schreibt das "Handelsblatt" (Montagsausgabe). Bis 2020 dürften mindestens rund 40.000 Flüchtlinge an Unis und Fachhochschulen drängen, haben die Autoren erstmals für den diesjährigen Report berechnet, der in Zusammenarbeit mit KcKinsey erstellt wird.
"Es könnten aber auch doppelt so viele sein, wenn fehlende Sprachkenntnisse, Gesundheitsprobleme und finanzielle Hürden beseitigt würden", so der Bericht. Die Motivation vieler Flüchtlinge sei in den ersten Monaten nach ihrer Ankunft besonders hoch, sagte McKinsey-Partnerin Solveigh Hieronimus. Das Potenzial sollte besser genutzt und die Prozedur von der Einreise bis zum Studienbeginn durch mehr Vorbereitungskurse der Hochschulen verkürzt werden. Generelle Kritik erhebt der Wirtschaftsverband an der sozialen Selektion in den Hochschulen: Dieses in Deutschland stark ausgeprägte Übel des Schulsystems "setzt sich an den Hochschulen fort". "Eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben nur etwa halb so viele Nichtakademiker- wie Akademikerkinder", stellt Meyer-Guckel fest. Danach höre es aber nicht auf: Nur acht von 100 Nichtakademikerkindern erwerben den Master gegenüber 45 Kindern aus Akademikerhaushalten. Und während jedes zehnte studierte Akademikerkind dann promoviert, ist das nur bei jedem 100. Arbeiterkind der Fall. Das schmäler den Talente-Pool für den Arbeitsmarkt. Als Gegenmittel empfehlen Stifterverband und McKinsey eine Reform des Bafög: Die Förderung müsse vor allem den Nachwuchs aus einkommensarmen Schichten besser fördern Der Stifterverband verfolgt seit 2010 und bis 2020 zusammen mit McKinsey die Entwicklung der Hochschulen: Jährlich messen sie anhand von 71 Indikatoren die Entwicklung auf sechs Feldern.
19.11.2017 19:55 Uhr