Familienministerin will Kinderlose stärker unterstützen

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Familienministerin will Kinderlose stärker unterstützen

09.09.2020 - 01:01 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey will Frauen und Männer mit unerfülltem Kinderwunsch stärker unterstützen. "Kinderlosigkeit ist kein Makel, Kinderlosigkeit ist kein Tabu", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben). Giffey reagierte damit auf die Ergebnisse einer neuen Studie des Delta-Instituts für Sozial- und Ökologieforschung zur Situation von ungewollt Kinderlosen in Deutschland, über die die Funke-Zeitungen vorab berichten.

Demnach ist die Zahl derjenigen deutlich gestiegen, die sich aufgrund ihrer Kinderlosigkeit stigmatisiert und diskriminiert fühlen. "Die Studie zeigt, dass viele betroffene Paare mit ihren Sorgen und Nöten alleine bleiben, weil sie sich unverstanden und ausgegrenzt fühlen", sagte Giffey. "Das müssen wir ändern." Es sei deshalb wichtig, mehr als bisher über das Thema ungewollte Kinderlosigkeit zu sprechen, über Unterstützungsangebote aufzuklären und ungewollt kinderlosen Paaren Mut zu machen. In Deutschland ist nach Angaben des Familienministeriums fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos. Die Zahl der Frauen, die endgültig kinderlos bleiben, ist laut Studie zwischen 2008 und 2018 von 17 Prozent auf 21 Prozent gestiegen. Laut Studie findet rund jeder zweite Befragte, dass ungewollte Kinderlosigkeit heute stigmatisiert wird – etwa genauso viele sehen darin ein gesellschaftliches Tabuthema. Dabei fühlen sich Frauen deutlich stärker belastet als Männer. Erheblich verstärkt haben sich seit 2013 zudem folgende Erfahrungen: "Kein Kind zu haben, gilt in unserer Gesellschaft als Makel" (Anstieg um 19 Prozentpunkte auf 39 Prozent) und "Kinderlosigkeit bedeutet für mich gesellschaftliche Abwertung" (Anstieg um 17 Prozentpunkte auf 31 Prozent). Insgesamt sehen die Forscher deutlich "gewachsene eigene Diskriminierungserfahrungen" von ungewollt Kinderlosen – konkret belegt durch die um 16 Prozentpunkte gestiegene Zustimmung zur Aussage "Ich fühle mich diskriminiert, weil ich kein Kind habe". Deutlich gestiegen sind seit der Umfrage von 2013 die Zweifel und Bedenken gegenüber einer Kinderwunschbehandlung – vor allem mit Blick auf Kosten und gesundheitliche Risiken. Giffey warb in diesem Zusammenhang dafür, sich zumindest beraten zu lassen. "Die Fachkräfte der Kinderwunschberatung können hier ein ganz wichtiger Begleiter werden. Niemand muss Hemmungen haben, eine solche Beratung in Anspruch zu nehmen." Seit 2012 unterstützt der Bund ungewollt kinderlose Paare mit einem finanziellen Zuschuss zu den Behandlungskosten. "Bis zum Jahresende werden sich zehn Bundesländer der Initiative angeschlossen haben", kündigte Giffey an. Bislang beteiligen sich Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Laut Bundesfamilienministerium soll als nächstes Land Bayern folgen. Für die Studie "Ungewollte Kinderlosigkeit 2020" hatten die Forscher des Delta-Instituts für Sozial- und Ökologieforschung Intensivgespräche mit Frauen und Männern zwischen 20 und 50 Jahren geführt und zudem eine Befragung von 3.000 weiteren Frauen und Männern ausgewertet. Dabei wurden zum Teil dieselben Fragen gestellt wie bei einer Vorgängerstudie von 2013, um Trends zu erkennen.

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