Bundespräsidialamt lehnt Stolperstein vor Dienstvilla in Dahlem ab

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Bundespräsidialamt lehnt Stolperstein vor Dienstvilla in Dahlem ab

11.08.2017 - 22:00 Uhr

Bundespräsidialamt lehnt Stolperstein vor Dienstvilla in Dahlem ab Bundespräsidialamt lehnt Stolperstein vor Dienstvilla in Dahlem ab Politik
über dts Nachrichtenagentur

Das Bundespräsidialamt lehnt laut eines Zeitungsberichts einen sogenannten "Stolperstein" vor der Dienstvilla des Bundespräsidenten in Berlin-Dahlem ab. Die Villa gehörte bis 1933 einem jüdischen Kunstperlenfabrikanten, der sie 1933 nach der Machtergreifung Hitlers offenbar unter Druck verkaufte. Den Fall hat ein Berliner Historiker aufgedeckt, der auch einen Stolperstein des Künstlers Gunter Demnig stiftete und ihn vor der Villa in Dahlem in den Boden einlassen wollte.

Das lehnte das Bundespräsidialamt ab, schreibt die "Bild" in ihrer Samstagausgabe. Das Amt berief sich dabei auf ein Gutachten, wonach der Verkauf des Gebäudes "freiwillig" erfolgt sei. Die nichtjüdische Witwe hatte bereits 1951 versucht, wieder in Besitz der Villa zu kommen. Das Berliner Landgericht lehnte ihre Klage allerdings ab. Ein Notar, der wie viele Nazis nach 1945 in Argentinien lebte, sagte damals aus, der Verkauf sei normal vonstatten gegangen. Dieser Auffassung schließt sich nun ein Gutachten für das Bundespräsidialamt weitgehend an. Der forensische Historiker, der den Fall durch Archivrecherchen und Publikationen schon 2014 aufdeckte und das Bundespräsidialamt auf den jüdischen Vorbesitzer aufmerksam machte, nennt das damalige Urteil gegenüber "Bild" "zynisch". "Unabhängig von der rechtlichen Komponente gibt es die moralische Komponente. Für mich ist gerade das Staatsoberhaupt eine moralische Instanz." Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, würde eine Gedenktafel begrüßen, die daran erinnere, dass das Haus einmal einem jüdischen Geschäftsmann gehörte. Schuster zu "Bild": "Wenn die damalige juristische Beurteilung des Verkaufs bis heute Bestand hat, muss dies nicht Gegenstand der Gedenktafel sein. Ich sehe aber keinen Grund, die Geschichte des Hauses zu verschweigen. Die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten begann damit, Juden systematisch ihre Lebensgrundlage zu entziehen. Das sollte nicht in Vergessenheit geraten."

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Kommentare zu "Bundespräsidialamt lehnt Stolperstein vor Dienstvilla in Dahlem ab"

Insgesamt 2 Kommentare vorhanden


Kommentar von GoldSaver
12.08.2017 08:17 Uhr

Jetzt einmal davon abgesehen, ob es damals freiwillig oder nichtfreiwillig verkauft wurde, was ist dabei jetzt so schlimm, ob man diesen "Stoplerstein" nun machen lässt oder nicht. Es gibt da viel wichtigere Probleme unserer Politiker!

Kommentar von Freddie32
11.08.2017 23:47 Uhr

Natürlich sollte man stets nie vergessen was damals passiert ist,gedenksteine sind natürlich auch keine schlechte idee,aber es soll schon gesamt gut durchdacht sein.