Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) blickt mit Sorge auf die aktuelle Entwicklung in Polen. Nationalistische und antisemitische Parolen, wie sie beim "Marsch der Unabhängigkeit" am 11. November in Warschau zu sehen waren, machten ihm "große Sorgen", sagte Woidke der "taz" (Donnerstagsausgabe). Woidke ist Polen-Beauftragter der Bundesregierung.
Er gehe davon aus, dass es auch in Polen weiterhin einen Deutschland-Beauftragten der Regierung in Warschau geben werde. Der bisherige Koordinator Jakub Skiba schied aus, nachdem er Präsident der polnischen Wertpapierbank wurde. "Ich gehe nach verschiedenen Gesprächen, auch mit dem Botschafter, davon aus, dass es die polnische Regierung weiterhin für sinnvoll erachtet, einen Koordinator zu haben. Er ist ja der direkte Ansprechpartner", sagte Woidke. Gäbe es keinen Ansprechpartner mehr, wäre das "mit Sicherheit ein schlechtes politisches Signal". Zum Thema Reparationen, die Warschau immer wieder ins Spiel bringt, sagte Woidke: "Ich habe den Eindruck, dass hier ein Thema hochgezogen wird, um Stimmung gegen Deutschland zu machen. Eine solche Stimmung kann auch schnell die ganze Zusammenarbeit in Frage stellen." Die Initiative, mit einem Denkmal in Berlin an die Opfer der deutschen Besatzung in Polen zu erinnern, unterstützt Woidke: "Gerade Polen hat unter dem deutschen Angriffskrieg und der deutschen Besatzung gelitten, deshalb ist es notwendig, immer wieder an die deutsch-polnische Geschichte zu erinnern, an die Gräuel, die Deutsche den Menschen in Polen angetan haben."