Wirtschaftsweise Schnabel kritisiert Scholz

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Wirtschaftsweise Schnabel kritisiert Scholz

09.09.2018 - 10:54 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

Fast zehn Jahre nach der Pleite von Lehman Brothers warnt die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel davor, dass die bisherigen Regulierungsmaßnahmen eine Finanzkrise nicht verhindern können. Zudem kritisiert sie Finanzminister Olaf Scholz (SPD) für seine Pläne, deutsche Banken zu stärken. "Ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass wir so eine Finanzkrise nicht wieder erleben werden", sagte Schnabel der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Auch die Politik von Scholz geht ihrer Ansicht nach in die falsche Richtung. Scholz hatte sich in der vergangenen Woche für starke Banken ausgesprochen und eine Industriepolitik für Banken angekündigt. Dabei zeige die Finanzkrise gerade, dass große Banken gefährlich seien, sagte Schnabel. "Da hat man das Gefühl, die Lehren der Finanzkrise wurden vergessen. Dass man es als Errungenschaft begreift, Industriepolitik für Banken zu machen, ist beunruhigend." Schnabel ist Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und gilt darin als Bankenexpertin. In der FAS lobte sie den Abwicklungs-Mechanismus, der Insolvenzen von Banken erleichtern soll. "Der Abwicklungs-Mechanismus ist noch nicht perfekt, aber wir sind ein ganzes Stück vorangekommen", sagte sie. Allerdings würde von den Banken noch viel zu wenig Eigenkapital verlangt. "Beim Eigenkapital funktioniert die Verlustbeteiligung geräuschlos. Das ging auch in der Finanzkrise so leicht, dass viele Laien bis heute denken, die Aktionäre wären auch gerettet worden - dabei hat über deren Verluste nur niemand gesprochen." Mohamed El-Erian, ökonomischer Chefberater des Versicherungskonzerns Allianz und lange Jahre Vorstandsvorsitzender der Fondsgesellschaft Pimco, sagte der FAS: "Die gute Nachricht ist, dass zehn Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise vom Banksystem als Ganzem zurzeit keine großen Risiken ausgehen. Das ist wichtig, weil Banken für die Wirtschaft eine ähnliche Funktion haben wie Öl fürs Auto. Ohne sie funktionieren Volkswirtschaften nicht." Allerdings bedeute ein stärkeres Bankensystem nicht, dass jede Art von Finanzrisiko eliminiert worden sei. Sorgen bereiten El-Erian vor allem die sogenannten Schattenbanken, also beispielsweise Investmentfonds oder andere Finanzinvestoren: "Das Risiko ist von den Banken auf solche Nicht-Banken übergegangen, sie tragen jetzt viel höhere Risiken."

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