Wirtschaft fürchtet Scheitern von Nach-Brexit-Verhandlungen

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Wirtschaft fürchtet Scheitern von Nach-Brexit-Verhandlungen

06.09.2020 - 01:01 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

In der deutschen Wirtschaft wächst die Sorge vor einem Scheitern der Nach-Brexit-Verhandlungen zwischen Europäischer Union und Großbritannien. Ohne ein Handelsabkommen drohten ab Anfang nächsten Jahres die Einführung von Zöllen, die Unterbrechung von Lieferketten und ein erschwerter Datenaustausch zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Martin Wansleben, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntagausgaben) vor der nächsten Verhandlungsrunde ab Montag in London. Es bleibe aber nur noch sehr wenig Zeit, um ein Abkommen auf die Beine zu stellen.

"Der deutschen Wirtschaft bereitet es große Sorge, dass die Brexit-Verhandlungen über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen noch immer auf der Stelle treten", sagte Wansleben. Nach der letzten Runde hatte sich der EU-Chefunterhändler Michel Barnier enttäuscht über die fehlenden Verhandlungsfortschritte geäußert, den Briten fehlenden Einigungswillen vorgeworfen und ein Abkommen als derzeit unwahrscheinlich bezeichnet. Umgekehrt wirft London der EU vor, Fortschritte zu verhindern. Eine Einigung müsste nach Einschätzung von EU-Diplomaten noch im Oktober gelingen, damit der Vertrag rechtzeitig ratifiziert werden kann. Das Ende der Brexit-Übergangsphase am 31. Dezember sei für die Betriebe ohnehin gleichbedeutend mit zusätzlichen wirtschaftlichen Herausforderungen, sagte Wansleben: "Definitiv müssen sich die Unternehmen auf längere Abfertigungszeiten an den Grenzen sowie auf Zollbürokratie und doppelte Zulassungsverfahren für Produkte einstellen", mahnte er. "Die Verunsicherung bei deutschen Unternehmen ist spürbar - in einer Situation, wo sie ohnehin durch die Coronakrise gebeutelt sind." Die Exporte auf die britischen Inseln seien im ersten Halbjahr 2020 (im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) um 23 Prozent zurück gegangen, deutlich stärker als der Corona-bedingte Rückgang um 14 Prozent in die sonstige EU. Großbritannien sei nur noch Deutschlands achtwichtigster Handelspartner, vor drei Jahren habe das Land noch auf Rang fünf gestanden, sagte Wansleben. Die deutschen Hochseefischer fürchten unterdessen ein Chaos zur Jahreswende ohne ein Abkommen, warnen aber dennoch vor Zugeständnissen an Großbritannien bei den umstrittenen Fangrechten für EU-Fischer. Der Sprecher des Hochseefischerei-Verbandes, Peter Breckling, sagte den Funke-Zeitungen: "Die EU kann den britischen Forderungen beim Fischerei-Thema nicht nachgeben." Die britische Regierung wolle für ihre Fischexporte weiter unbeschränkten Zugang zum Binnenmarkt, aber gleichzeitig wolle sie den Zugang der EU-Fischer in britische Gewässer einschränken. "Das ist völlig inakzeptabel. Kämen die Briten damit durch, wäre das ein gefährliches Präjudiz auch für andere Bereiche." Die Fischer warteten dringend auf Fortschritte in den Verhandlungen. "Wir hoffen auf ein Abkommen, um ein Chaos zum Anfang des nächsten Jahres zu vermeiden. Aber klar ist auch: Kein Deal ist besser als ein schlechter Deal."

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