Der TÜV und die Bundesvereinigung deutscher Fahrlehrerverbände beklagen Manipulationen bei Theorieprüfungen. Sie seien vor allem verärgert, weil solche Betrugsfälle nicht zur Anzeige gebracht werden könnten, berichtet das RTL-Magazin "Extra". Die deutsche Justiz sieht Manipulationen der Prüfungen mithilfe von Spionage-Technik demnach als "Kavaliersdelikt" an.
"Die Prüflinge, die mit technischen Mitteln pfuschen, haben eigentlich so gut wie gar nichts zu erwarten. Sie werden für maximal sechs Wochen gesperrt und dürfen die Prüfung dann wiederholen", sagte Kurt Bartels von der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände. "Es gäbe zwar die Möglichkeit, die Spionage-Techniken im Prüfungsraum mit Störsendern zu enttarnen. Die Bundesnetzagentur untersagt das allerdings, da dies ein Eingriff in die Privatsphäre wäre." Arne Böhne vom TÜV fügte hinzu: "Wir dürfen ja keine Leibesvisitation machen." Dafür müsse die Polizei kommen. "Dann wird ein Strafverfahren gestartet, das aber von der Staatsanwaltschaft in der Regel eingestellt wird." Mit schweren Konsequenzen haben demnach weder die Anbieter, noch die Prüflinge zu rechnen. Der TÜV und die Bundesvereinigung deutscher Fahrlehrerverbände fordern daher schärfere Gesetze. "Das ist für uns sehr frustrierend, weil wir uns der Verkehrssicherheit verschrieben haben", so Bartels. "Und wenn sich jemand vorsätzlich der Theorieprüfung widersetzt, dann ist das ein Sicherheitsrisiko im Straßenverkehr. Deshalb bedauern wir sehr, dass der Gesetzgeber nicht konsequenter handelt." Der TÜV Rheinland habe allein im Jahr 2017 in 1.600 Fällen nachweisen können, dass die theoretische Führerscheinprüfung professionell manipuliert wurde, berichtet das RTL-Magazin. Die Dunkelziffer wird dabei auf das Zehnfache geschätzt. Ganze Banden hätten die Manipulation der theoretischen Prüfung mithilfe von Spionage-Technik mittlerweile zum profitablen Geschäftsmodell gemacht, berichtet "Extra". Der Kundenkreis ist demnach groß und umfasst alle Bevölkerungsschichten. "Die Kosten für die manipulierte Prüfung schwanken zwischen 1.500 Euro und 5.000 Euro, weil das nicht nur Leute machen, die die Sprache nicht beherrschen, sondern auch Leute in den höheren Kreise, wie zum Beispiel Fußballspieler oder C-Prominenz, die sich das erleichtern möchte", zitiert das Magazin einen Informanten.
16.09.2018 20:44 Uhr