Theologe: Katholische Kirche unterminiert Wissenschaftsfreiheit

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Theologe: Katholische Kirche unterminiert Wissenschaftsfreiheit

24.10.2018 - 13:40 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

Der Theologe Ansgar Wucherpfennig hat der katholischen Kirche vorgeworfen, die Wissenschaftsfreiheit zu unterminieren. Er wolle in seinen Vorlesungen nicht "Papstpredigten nachbuchstabieren", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". Die theologischen Fakultäten in Deutschland hätten "ein großes Interesse, ihre Freiheit zu erhalten".

Kirchliche Hochschulen dürften sich nicht "klein und entweltlicht" zurückziehen, sondern müssten "die gesellschaftliche Öffentlichkeit suchen", so Wucherpfennig. "Wissenschaft ist dann stark, wenn sie auch unterschiedliche Positionen zustimmungsfähig darstellt."   Wucherpfennig nimmt damit Bezug auf die Verweigerung der "Nihil obstat" genannten Unbedenklichkeitserklärung: Der Jesuit war zum dritten Mal als Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main gewählt worden. Die Glaubenskongregation in Rom verweigert ihm jedoch die Unbedenklichkeitserklärung für die Ausübung dieses Amtes, weil Wucherpfennig homosexuelle Paare gesegnet hat und den Diakonat für Frauen befürwortet. Wucherpfennig verteidigte außerdem seine Haltung in sexualmoralischen Fragen. Man lebe als Priester in einer "Männergesellschaft", in der das Zölibat als selbstverständlich gelte. "Ich habe mich aber immer gefragt: Wieso ringe ich selbst so sehr damit? Mir wäre es leichter gefallen, wenn mir mal jemand gesagt hätte: Du, ich habe auch meine Schwierigkeiten." Er habe für seine Positionen viel Solidarität zu spüren bekommen und hoffe auf eine Debatte: "Den römischen Kongregationen muss das jetzt doch klar werden. Ich bin ja nicht der Einzige, der die römische Lehre kritisiert." Die Nachricht aus Rom, dass er nicht Rektor seiner Hochschule bleiben könne, habe ihn über Umwege per Handy-Nachricht erreicht. "Ich war fassungslos", sagte Wucherpfennig. Er habe sich gegenüber dem Vatikan nicht selbst rechtfertigen dürfen: "Deswegen war ich auch so frustriert. Weil ich dachte: Es kann doch nicht sein, dass Einwände gegen mich erhoben werden, zu denen ich immer nur vermittelt Stellung nehmen kann", so Wucherpfennig. Ob der Papst persönlich mit seinem Fall befasst sei, wisse er nicht.

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