Steinmeier kritisiert Umgang der Medien mit der AfD

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Steinmeier kritisiert Umgang der Medien mit der AfD

27.09.2017 - 15:05 Uhr

Steinmeier kritisiert Umgang der Medien mit der AfD Steinmeier kritisiert Umgang der Medien mit der AfD Politik
über dts Nachrichtenagentur

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich in die Debatte um den Umgang mit der AfD eingeschaltet. Ohne die Partei beim Namen zu nennen, kritisiert er dabei den Umgang der Medien mit der AfD, die am Sonntag mit 12,6 Prozent den Sprung in den Bundestag schaffte: "Tabubrüche dürfen sich nicht auszahlen: Wer für jede neue Provokation eine neue Einladung in eine Talkshow erhält, fühlt sich zum Provozieren ermuntert", sagte der Bundespräsident der "Zeit" und "Zeit Online". "Es gibt Anzeichen dafür, dass uns eine Veränderung der politischen Kultur bevorsteht", warnte der Bundespräsident.

So sei "ein neuer Trend zu beobachten: Der Kampf gegen das Establishment hat ganz offenkundig Einzug in die Politik gehalten", sagte Steinmeier, "aber mancher Protest kann auch eine vordergründige Form sein, sich selbst von Verantwortung freizusprechen". Damit äußert sich das deutsche Staatsoberhaupt auch kritisch gegenüber den Wählern und Sympathisanten von Protestparteien. Gleichzeitig appelliert Steinmeier, zwischen Parteien und ihren Anhängern zu unterscheiden: "Wir nehmen, was sich da als Protest zeigt, schon viel zu sehr als geschlossene Ablehnungsfront wahr." Der Bundespräsident räumte mit Blick auf die sogenannten Wutbürger ein: "Man kann die Leute dazu bringen, unangenehme Wahrheiten zu akzeptieren, das heißt aber nicht, dass sie sie auch für sich annehmen." Das hätten ihn auch seine Erfahrungen mit der Vermittlung der Arbeitsmarktreformen der Agenda 2010 unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) gelehrt, dessen Kanzleramtschef Steinmeier gewesen war. "Es gibt ein Anerkennungsdefizit, das weiter verbreitet ist, als es in `Berlin` manchmal wahrgenommen wird", so Steinmeier. "Einige Menschen haben den Eindruck: Mich sieht ja keiner." Besonderes Verständnis zeigt der Bundespräsident für die Situation in Ostdeutschland. "Ich muss im Osten nicht anfangen, alles neu zu verstehen", so Steinmeier, der 2009 und 2013 direkt gewählter SPD-Bundestagsabgeordneter eines Brandenburger Wahlkreises war. "Manche Menschen haben den Eindruck, dass ihr Teil der Geschichte nie als gleichberechtigt respektiert wurde - und damit haben sie nicht mal Unrecht." Im Westen werde der Zusammenhang oft nicht verstanden: "Es geht nicht allein um die biographischen Brüche von 1989/90, es geht auch um die fehlende Wertschätzung von Biographien in den 25 Jahren danach."

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Kommentare zu "Steinmeier kritisiert Umgang der Medien mit der AfD"

Insgesamt 5 Kommentare vorhanden


Kommentar von MrTest
27.09.2017 20:04 Uhr

Ich wundere mich ehrlich gesagt warum die AfD nur knapp 13 Prozent erhalten hat, das Potenzial wäre noch deutlich höher gewesen um sogar 20 Prozent zu erreichen, aber einige Leute wurden vermutlich von den teils heftigen Positionen der AfD abgeschreckt. Dieser Schritt war ihnen trotz der extremen Unzufriedenheit mit den anderen Parteien dann doch zu viel.
Auch Steinmeier hat zum Erfolg der AfD beigetragen, ein abgehobener Präsident welcher nicht vom Volk sondern von einer kleinen Elite bestimmt wurde, trägt nicht dazu bei das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen.

Kommentar von Freddie32
27.09.2017 18:10 Uhr

Natürlich spielen auch die medien aber auch die regierungen dabei eine Rolle,umso mehr Menschen die nicht zufrieden sind mit der Politik mehr und mehr defamiert werden als auch die AFD werden immer mehr stimmen auch zu dieser gelangen.

Kommentar von NagaPadoha
27.09.2017 17:44 Uhr

Korrektur (siehe unten): Ich kann die AfD NICHT austehen. Schlimmer Verschreiber, aber leider kann man hier ja keine Edits an den Kommentaren vornehmen.

Kommentar von NagaPadoha
27.09.2017 17:42 Uhr

Ich kann die AfD ausstehen (harmlos ausgedrückt), aber Kommentare wie dieser von Steinmeier hier am Anfang machen mich echt wütend, und sind absolut typisch für das Establishment (zu dem die SPD so was von dazugehört, und deshalb hat sie auch so viele Wähler verloren, denn wer Establishment wählen will, wählt eher die CDU). Seit Ewigkeiten wird z.B. die Linke als Protestpartei verschrien und die Medien betreiben Propaganda gegen die Linke. Jetzt geht es der AfD genauso. Wir leben in einer Demokratie mit freier Meinungsäußerung, und das schließt auch provokative, und wütende Aussagen mit ein. Ich hasse diesen "vornehme politische Kultur" Mist. Wenn man etwas verändern will, dann geht das nicht auf so eine Weichspüler-Tour. Die Positionen der AfD sind absolut abstoßend, aber ich habe das Gefühl, dass wenn man sie nicht frei zu Wort kommen lassen würden, macht es das ganze nur noch schlimmer, denn dann fühlen sich die Leute die immer von "Lügenpresse" reden erst recht bestätigt.

Kommentar von skazchan
27.09.2017 17:22 Uhr

Ich kann mir nicht genau erklären warum so unterschiedlich in West und Ost gewählt wurde, außer das Mensch, denen es schlecht geht eher bereit sind Risikos einzugehen und auch weniger Verständnis für Versagen haben