Stahlindustrie fürchtet "Kahlschlag" beim Emissionsrechtehandel

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Stahlindustrie fürchtet "Kahlschlag" beim Emissionsrechtehandel

29.05.2017 - 04:00 Uhr

Stahlindustrie fürchtet Kahlschlag beim Emissionsrechtehandel Stahlindustrie fürchtet "Kahlschlag" beim Emissionsrechtehandel Wirtschaft
über dts Nachrichtenagentur

Die geplante Reform des Emissionsrechtehandels in der EU hat für Entsetzen in Europas Stahlindustrie gesorgt. Standorte und Jobs seien in Gefahr, warnen Unternehmen und Verbände in einem offenen Brief an die Regierungschefs der EU-Länder, über den die "Welt" in ihrer Montagausgabe berichtet. 76 Konzern- und Verbandschefs appellieren darin an die Politik, der Stahlindustrie nicht zu schaden.

"Sie können verhindern, dass die Branche mit hohen Kosten belastet wird, die Investitionen hemmen und das Risiko von Arbeitsplatzverlusten oder Werkschließungen in der EU erhöhen", heißt es in dem Schreiben. "Wir bitten Sie daher um Ihre Mithilfe, damit Nachhaltigkeit und globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Stahlindustrie bewahrt bleiben." Größter Verlierer der Reform in ihrer aktuellen Ausprägung wäre demnach vor allem Deutschland als der mit Abstand größte Stahlstandort in Europa. Würden die Vorstellungen des Umweltrates Realität, führe allein die geringere Zuteilung von Zertifikaten für die Jahre 2021 bis 2030 zu Zusatzbelastungen für die deutschen Stahlhersteller in Höhe von bis zu vier Milliarden Euro, rechnet die Wirtschaftsvereinigung Stahl vor. Das entspreche etwa dem Vierfachen der jährlichen Investitionen der Stahlindustrie in Deutschland. "Der Emissionsrechtehandel wäre nichts anderes als eine Produktionssteuer auf Stahl, die den Unternehmen die Luft für Investitionen in die Zukunft nimmt", kritisiert Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff. "Hinzu kommen auch noch erhebliche Mehrkosten in ähnlicher Dimension durch emissionshandelsbedingte Strompreissteigerungen." Unter dem Strich schätzen die Chefs der europäischen Stahlfirmen, dass ihrer Industrie bis zum Jahr 2030 eine Verknappung der Zertifikate von rund 35 Prozent bevorsteht, wie aus dem Brief an die Regierungschefs der EU hervorgeht. Hintergrund: Zentrales Problem der Stahl-Industrie sind die Benchmarks für den künftig erlaubten CO2-Ausstoß. Derzeit sieht die entsprechende Richtlinie einen Grenzwert von 1328 Kilogramm CO2 pro Tonne erzeugtem Roheisen vor. Experten zufolge ist dieses Limit aber technisch gar nicht erreichbar. Selbst die zehn Prozent besten Anlagen in Europa kommen auf 1475 Kilogramm pro Tonne, heißt es in der Branche. Der Durchschnitt liege derzeit sogar bei 1630 Kilogramm.

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Kommentare zu "Stahlindustrie fürchtet "Kahlschlag" beim Emissionsrechtehandel"

Insgesamt 3 Kommentare vorhanden


Kommentar von Freddie32
29.05.2017 13:38 Uhr

Das ist eben immer der kehrseite der Medaille,Arbeitskräfte bedroht,Wettbewerbsfähigkeit und viele andere Probleme.
Auch da muss dringend eine Lösung her mit der alle zu frieden sind.

Kommentar von Eckhard
29.05.2017 08:52 Uhr

Warten wir doch erst mal ab. Sollte Herr Trump aus der ganzen Geschichte, wie bereits angekündigt, aussteigen, ist das doch alles komplett egal. Die USA ist einer der größten Umweltverschmutzer der Welt.

Kommentar von GoldSaver
29.05.2017 04:45 Uhr

Wenn das so stimmt, dass die geplanten Vorgaben gar nicht erreichbar sind, ist die ganze Regelung Müll.

Klar ist Umweltschutz wichtig, aber ich wette, wenn auf einmal kein Stahl mehr produziert werden kann, schreien alle ganz laut.

Man sollte den Unternehmen auf keinen Fall schaden und erhebliche Mehrkosten aufbürden, stattdessen sollte man mehr Geld in die Forschung stecken, um in Zukunft noch umweltfreundlicher Produzieren zu können.