Oberarzt Karriere - so wird man Oberarzt

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Oberarzt Karriere - so wird man Oberarzt

18.05.2022 - 11:00 Uhr

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Für Fachärzte ist der Karriereschritt zum Oberarzt in der Theorie sofort nach der bestandenen Facharztprüfung möglich. Doch welche zusätzlichen Qualifikationen sind für diese Position notwendig und wie können diese erworben werden? Voraussetzungen und Aufstiegsmöglichkeiten zum Oberarzt variieren je nach Fachdisziplin und Arbeitgeber. Doch es gibt einige allgemeine Faktoren, die für eine Karriere als Oberarzt von entscheidender Bedeutung sind.

Oberarzt: Was sind die Aufgaben?
Der Marburger Bund definiert in seinen Tarifverträgen den Oberarzt als einen Arzt, dem vom Arbeitgeber die medizinische Verantwortung für einen Funktions- oder Teilbereich oder eine Abteilung der Klinik übertragen worden ist. Das bedeutet: Ein Oberarzt trägt für einen eigenen Bereich die Verantwortung, und zwar in personeller, räumlicher und technischer Hinsicht. Das kann entweder ein eigenständiger Teil einer Klinik oder eines Medizinischen Versorgungszentrums sein oder auch eine oder mehrere Stationen.

Im typischen klinischen Umfeld ist der Oberarzt für komplexe Operationen und Behandlungen zuständig. Er stellt die Versorgung der Patienten sicher und koordiniert seinen Verantwortungsbereich. Dabei erfüllt er administrative und organisatorische Aufgaben wie die Kontrolle der Budgeteinhaltung oder die Erstellung von OP-Plänen. Außerdem fungiert er für das medizinische Personal und die Assistenzärzte als Führungskraft.

Sonderfall Funktionsoberarzt
Ein Sonderfall ist der Funktionsoberarzt. Wie die Bezeichnung es bereits verrät, arbeitet dieser zwar in der Position eines Oberarztes. Doch obwohl er alle Aufgaben zumindest zeitweise erfüllt, hat er keine offizielle Planstelle und somit auch keinen Anspruch auf das Gehalt des Oberarztes.

Diese Position kann recht undankbar und wenig zufriedenstellend sein, aber sie hat auch Vorteile: Als Funktionsoberarzt lassen sich viele Erfahrungen sammeln, die später bei einer Bewerbung auf eine offizielle Planstelle von Vorteil sein können.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein?
Das sehr hierarchische Umfeld der Medizin schreibt den Werdegang zum Oberarzt genau vor. Notwendig ist zunächst eine klassische Laufbahn als Mediziner. Grundlage ist immer das sechsjährige Studium der Humanmedizin. Die angeschlossene Ausbildung zum Facharzt wird in fünf bis sechs Jahren durchlaufen. Da nicht jeder Medizininteressierte gleich einen Studienplatz erhält, kann sich die Ausbildungsdauer entsprechend verlängern.

Wer die Facharztprüfung bestanden hat, der kann theoretisch sofort Oberarzt werden. Auf gängigen Stellenportalen findet man viele Stellenangebote als Oberarzt/-ärztin. Die Position erfordert jedoch einige Skills, die im medizinischen Studium nicht vermittelt werden. Auch eine gewisse Berufserfahrung sollte ein angehender Oberarzt mitbringen. Da es jedoch nicht immer ausreichend erfahrene Bewerber gibt, haben viele Kliniken inzwischen Förderprogramme für ihre künftigen Oberärzte eingerichtet.

Idealerweise verfügt ein angehender Oberarzt über mehrere Jahre Berufserfahrung und qualifiziert sich für die Stelle mit herausragenden Leistungen. Viele Arbeitgeber legen auch Wert darauf, dass bereits eine Tätigkeit in der Forschung aufgenommen wurde. Universitätskliniken setzen häufig eine Habilitation des Bewerbers voraus. Alternativ wird oftmals auch eine Promotion in Verbindung mit mehreren erfolgreichen Publikationen in peer-reviewten Fachzeitschriften akzeptiert. Damit lässt sich selbstbewusst die gewünschte Leitungs-Position angehen.

Wichtig: Fachübergreifendes Wissen und passende Softskills
Neben der medizinischen Verantwortung für die Patienten trägt ein Oberarzt auch personelle und administrative Verantwortung. Das bedeutet, dass seine Aufgabe weniger operativ und zunehmend strategisch ausgerichtet sind. Neben dem unverzichtbaren Fachwissen und einer ausreichenden Berufserfahrung benötigt der Oberarzt Führungskompetenzen und ein großes organisatorisches Talent. All diese Aufgaben lassen sich selbstverständlich nur mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung erfüllen. Belastbarkeit, Teamfähigkeit, eine hohe Einsatzbereitschaft und wirtschaftliches Denken sind ebenfalls unverzichtbare Eigenschaften für einen künftigen Oberarzt.
Das Anforderungsprofil eines Oberarztes lässt sich auf drei Kompetenzfelder aufteilen:

1. Die Fach- und Methodenkompetenz
Neben dem entsprechenden Wissen der gewählten medizinischen Fachrichtung benötigt ein Oberarzt fachübergreifende Kenntnisse wie betriebswirtschaftliches Know-how und ein ausgeprägtes wirtschaftliches Bewusstsein. Von ihm wird ein systematisch-methodisches Vorgehen erwartet, das eine große Organisationsfähigkeit voraussetzt. Ein ausgeprägtes Beurteilungsvermögen sowie eine hohe Lernfähigkeit runden dieses Kompetenzfeld ab.

2. Soziale und kommunikative Kompetenzen
Ein Oberarzt sollte in der Lage sein, ein Team zu formen, zu führen und weiterzuentwickeln. Dabei sind eine hohe Kommunikations- und Konfliktlösungsfähigkeit unverzichtbar. Ein gutes Team Building lebt von Mitarbeitermotivation, einem wertschätzenden Umgang untereinander und einer unvoreingenommenen Konfliktschlichtung. Eine klare und verständliche Kommunikation sowie gute Argumentationsfähigkeiten sollten ebenfalls nicht fehlen.

3. Persönliche Voraussetzungen
Ein Oberarzt sollte ein gefestigte Arzt-Persönlichkeit darstellen, emotional stabil und stressresistent sein. Als Vorgesetzter befolgt er die Prinzipien des ethischen Handels und vermittelt seinen Mitarbeitern die grundlegenden Werte der jeweiligen Unternehmenskultur. Das Führungsverhalten sollte mitarbeiterorientiert sein und das Ziel haben, die Mitarbeiter gezielt in ihrer Entwicklung zu fördern. Dabei ist die Fähigkeit, Aufgaben zu delegieren, enorm wichtig. Ein gutes Selbstmanagement ist für eine erfolgreiche Führungsposition ebenfalls essenziell.

Warum Oberarzt werden?
Wer auf Dauer Karriere in einer Klinik oder einem Medizinischen Versorgungszentrum machen will, strebt die Position des Oberarztes an. Da in vielen Fachbereichen ein akuter Mangel an Oberärzten herrscht, ist ein weiterer Aufstieg in der Hierarchie ein realistisches Ziel. Für den nächsten Schritt zum Leitenden Oberarzt ist neben ausreichender Berufserfahrung in der Regel keine weitere Qualifikation nötig.

Wer als Oberarzt im Laufe der Zeit Zusatzqualifikationen erwirbt und sich in seiner Fachrichtung weiterbildet, der schafft vielleicht eines Tages sogar den Sprung zum Chefarzt. In beiden Positionen sollte es zu den wichtigsten Zielen gehören, den Patienten die Scheu vorm Krankenhaus zu nehmen, ihre Behandlung effektiv zu steuern und den Aufenthalt möglichst angenehm zu gestalten.

Chefarzt- Posten sind jedoch eher Mangelware. Zudem benötigt ein Chefarzt eine ausgeprägte wirtschaftliche Denkweise, die nicht jeder Arztpersönlichkeit zu eigen ist. In jedem Fall kann man sich neben wirtschaftlicher Vorteile über gesellschaftliche und berufliche Anerkennung freuen und sich einem neuen Aufgabenfeld stellen. Viele Fachärzte genießen die Herausforderung, die das hohe Maß an Verantwortung und die Führung von Mitarbeitern mit sich bringen. Und: Wer zunächst keine eigene Praxis eröffnen möchte, der profitiert von der Position als Oberarzt. Die hier gesammelten Erfahrung erleichtern einen möglichnen späteren Schritt zur eigenen Praxis deutlich.

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