Immer mehr Banken berechnen Kunden Strafzinsen

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Immer mehr Banken berechnen Kunden Strafzinsen

28.07.2019 - 15:42 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

Immer mehr Banken und Sparkassen in Deutschland verlangen von ihren Kunden Negativzinsen. Dies zeigt eine Umfrage des Internet-Vergleichsportals Biallo im Auftrag der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe). Geld kostet das vor allem Geschäftskunden.

Aber auch vermögende Privatkunden werden von etlichen Instituten zur Kasse gebeten, in der Regel ab einer Summe von 100.000 Euro werden dann sogenannte Strafzinsen fällig. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in der vergangenen Woche angekündigt, ihre Politik der Null- und Negativzinsen beizubehalten. In der Umfrage wurden mehr als 1.200 Geldinstitute befragt. Von den gut 160, die antworteten, gaben 107 Banken und Sparkassen an, Negativzinsen zu berechnen. Darunter verlangten fast alle von ihren Firmenkunden diese Art von Strafzins. 30 Institute forderten auch von Privatkunden Geld für die Verwahrung von Einlagen in Höhe von mindestens 100.000 Euro. Bei knapp zwei Drittel betrug der negative Einlagezins 0,4 Prozent pro Jahr. Das entspricht den 0,4 Prozent Strafzinsen, die Kreditinstitute zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Bei einer Million Euro sind dies im Jahr 4.000 Euro. Mehrere Banken kündigten in der Umfrage außerdem an, Negativzinsen einzuführen, wenn die Notenbank ihren Einlagezins weiter senkt. Die EZB geht davon aus, dass die Zinsen mindestens über die erste Hälfte des Jahres 2020 auf ihrem aktuellen Niveau oder "darunter" bleiben werden. Es gilt damit als möglich, dass die Notenbank den Strafzins in naher Zukunft erhöhen könnte. Horst Biallo, Gründer und Chef des gleichnamigen Finanzportals, rechnet aber nicht damit, dass nun Banken und Sparkassen in großem Stil auch von Privatkunden mit kleineren Vermögen Strafzinsen kassieren wollen: "Das würde dem Image zu sehr schaden, weil man damit Kunden verprellt." Er geht davon aus, dass die Geldinstitute weiter die Gebühren für Girokonten erhöhen, ohne viel darüber zu reden. Der Umfrage zufolge haben bereits im ersten Halbjahr 2019 knapp ein Fünftel der Institute bei den Gebühren für Girokonten draufgesattelt. "Wenn Kunden auf ein Mal 5,50 statt 4,50 Euro im Monat Grundgebühr für Girokonto abgebucht wird, fällt das nicht so auf", sagte Biallo. Er rät davon ab, viel Geld auf Konten ohne Zinsen oder mit Minuszinsen liegen zu lassen. "Das ist eine miese Geldanlage, erst Recht, weil die Inflation das Vermögen weiter reduziert." Ohnehin ist der Spielraum der Finanzinstitute begrenzt, wenn sie an den Negativzinsen drehen wollen, zumindest wenn es um Tages- oder Festgeld geht. "Einlagen sind rechtlich Darlehen des Kunden an die Bank, dafür darf die Bank nicht mittels Preisaushang sogenannte Negativzinsen verlangen", sagte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, die schon erfolgreich gegen Negativzinsen geklagt hat. Individuelle Vereinbarungen fürs Verwahren größerer Summen seien aber möglich.

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