IfW: Rezession muss nicht in Angst und Schrecken versetzen

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IfW: Rezession muss nicht in Angst und Schrecken versetzen

01.11.2019 - 05:04 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

Gabriel Felbermayr, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, erwartet wegen der Demografie zwar künftig generell geringere Wachstumsraten in Deutschland. Für die nahe Zukunft ist er aber eher optimistisch – auch weil US-Präsident Donald Trump weniger verbale Angriffe auf Europa startet. "Der Troublemaker aus dem Weißen Haus hält sich in letzter Zeit merklich zurück", sagte Felbermayr dem "Handelsblatt".

Deshalb rechne er nicht mehr damit, dass Trump vor Weihnachten Autozölle gegen die EU verhängen werde. Felbermayr erwartet wie die meisten seiner Ökonomen-Kollegen, dass die deutsche Wirtschaft auch im dritten Quartal gegenüber dem zweiten geschrumpft ist und sich damit in einer technischen Rezession befindet. "Aber das ist keine Rezession, die uns in Angst und Schrecken versetzen müsste. Ich würde daher das R-Wort nicht über strapazieren", sagte er. Die Industrie entwickele sich weiterhin zwar schwach, aber es gebe Anzeichen dafür, dass sie die Talsohle erreicht hat. "Dass laut ifo-Umfrage wieder mehr Firmen optimistischer werden, ist ein Zeichen der Hoffnung; bisher allerdings ein kleines: Womöglich war es ja nur ein Messfehler", so Felbermayr. Dienstleistungen und Bauwirtschaft würden die Wirtschaft weiterhin stützen. Langfristig rechnet Felbermayr allerdings wegen der Alterung der Gesellschaft hierzulande generell mit schwächerem Wirtschaftswachstum. Er glaubt allerdings nicht an eine Dauerstagnation wie in Japan. "Das halte ich für eine ziemlich unsinnige Debatte", sagte er. "Deutschland ist fest in den europäischen Binnenmarkt eingeschraubt und dieser ist sehr viel diverser als Japan." In vielen europäischen Ländern gebe es noch wirtschaftlichen Nachholbedarf, von dem Deutschland profitiere. Zudem sei Deutschland seit Jahrzehnten Einwanderungsland, "was Japan bis heute noch immer nicht ist", sagte er. Felbermayr verlangte von der Bundesregierung, sich stärker weltweit für Freihandel einzusetzen. Die Angst vor Globalisierung hält er für geringer als sie es vor vier Jahren während der Proteste gegen das damals geplante Freihandelsabkommen mit den USA, TTIP, war. "Es ist aber wichtig, den Menschen diese Angst zu nehmen, etwa durch eine Arbeitslosenversicherung, die nicht nach einem Jahr den Absturz in die Armut bedeutet, sondern mehr Zeit und Unterstützung gibt für Phasen der beruflichen Neuorientierung", sagte er.

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