Hotels in Deutschland leiden unter Beherbergungsverbot

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Hotels in Deutschland leiden unter Beherbergungsverbot

14.10.2020 - 05:02 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

Hotels in Deutschland spüren die Auswirkungen der Beherbergungsverbote für Menschen aus Corona-Risikogebieten bereits deutlich. Das berichtet das Nachrichtenportal Watson unter Berufung auf eine eigene Umfrage unter deutschen Hoteliers. Mehrere Betreiber sprechen demnach von finanziellen Problemen in der Branche – und zweifeln die Sinnhaftigkeit von Beherbergungsverboten an.

"Einige Kollegen mussten bereits schließen, bei anderen ist es geplant: Das ist eine Katastrophe", sagte Monique Tomacka, Geschäftsführerin des Seehotels Lindenhof in Brandenburg. Tomacka glaubt nicht daran, dass das Verbot gegen die steigenden Corona-Zahlen hilft. Auch findet sie die Regelungen unverständlich: "Das verstehen wir nicht. Gäste aus Risikogebieten dürfen vorbeikommen, sich den ganzen Tag auf dem Gelände aufhalten, im Restaurant speisen, aber schlafen geht nicht?" Das Hotel Bayerischer Hof in München muss sich im Moment noch nicht um die Existenz kümmern, trotzdem haben die Regelungen Auswirkungen auf die Personalplanung. "Wir gehen sorgsam mit der Lage um und beschäftigen zum Beispiel nur die Mitarbeiter, die wir wirklich brauchen", sagte ein Sprecher des Hotels Watson. Alexandra Müller-Benz ist CEO des Almodovar Hotels in Berlin, wo es aktuell kein Beherbergungsverbot gibt, trotzdem spürt das Hotel die Auswirkungen: "Seit die Coronakrise begonnen hat, wird meine Zeit als Geschäftsführerin zu einem großen Anteil davon beansprucht, Anträge um Unterstützung zu stellen und immer neue Gesetze zu verstehen." Maßnahmen wie ein Beherbergungsverbot findet Müller-Benz sinnlos, sie hält sie sogar für gefährlich. "Wenn Freiheitsrechte eingeschränkt werden, ohne dass es dafür einen wissenschaftlichen vernünftigen Grund gibt, dann ist das Öl auf die Mühlen der Zweifler und Verschwörungstheoretiker." Nicht nur einzelne Hotels, auch Hotelketten haben mit den Auflagen zu kämpfen. "Die Verbreitung von Covid-19 stellt Accor sowie die weltweite Hotel- und Tourismusbranche vor nie dagewesene Herausforderungen", sagte Philip Wamprechtsamer von Accor Hotels, zu denen auch Marken wie Ibis und Novotel gehören. Wamprechtsamer zufolge ist noch nicht abzusehen, wie sehr ein Beherbergungsverbot sich auf das Unternehmen auswirkt: "Zum jetzigen Zeitpunkt sind die Auswirkungen der Beherbergungsverbote in den verschiedenen Bundesländern für uns nicht quantifizierbar." Die Kollegen der Best Western Hotel Group sehen die Lage bereits dramatisch: "Die große Insolvenzwelle steht jetzt im Herbst und Winter an", sagte eine Sprecherin Watson. "Mit dem Beherbergungsverbot ist das gerade so leicht aufkeimende Geschäft zunichtegemacht worden." Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Marco Buschmann, forderte die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin auf, das Beherbergungsverbot für Menschen aus Risikogebieten bei ihrem Treffen am Mittwoch zu kippen. "Ein pauschales Beherbergungsverbot hilft kaum im Kampf gegen Corona. Wir kennen nur wenige Infektionsketten, die sich auf Übertragungen in Hotels zurückführen lassen", sagte Buschmann dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Mittwochausgaben). Zugleich greife das Verbot tief in die Freiheit der Reisenden und der Beherbergungsbetriebe ein. "Es ist daher unverhältnismäßig. Die Definition eines Risikogebietes ist so gefasst, dass demnächst vermutlich jeder deutsche Ballungsraum, jede deutsche Großstadt darunter fällt." Leider sei "ein Wettlauf um möglichst viele Maßnahmen statt um die effektivsten Maßnahmen entbrannt", sagte er. "Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich. Denn es kann die Bereitschaft der Bevölkerung untergraben, bei Maßnahmen gegen die Pandemie mitzumachen", so der FDP-Politiker. Das pauschale Beherbergungsverbot müsse daher fallen, sagte Buschmann. "Wir sollten wegkommen von der Logik des `Viel hilft viel`. Vielmehr muss es um möglichst wirksame und zielgenaue Maßnahmen gehen." Es müsse auch Schluss sein mit der Verordnungspolitik der Regierungschefs. "Die hat immer wieder zu Schildbürgerstreichen geführt, vom zeitweisen Verbot in Bayern, auf einer Parkbank zu sitzen, bis hin zur 800-Quadratmeter-Regelung für Möbelhäuser", sagte Buschmann. So etwas dürften nicht mal eben die Gesundheitsministerien mit den Staatskanzleien ausmachen, fügte er hinzu. "Nur die konsequente Einbeziehung der Parlamente kann sicherstellen, dass die Themen aus allen Perspektiven betrachtet werden."

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