Wegen schlechter Zustände im provisorischen Lager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos hat die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, die Bundesregierung aufgefordert, noch vor Weihnachten eine Evakuierung der Flüchtlinge in die Wege zu leiten. "Gut 100 Tage nach dem verheerenden Brand auf Moria ist die Lage für die Geflüchteten immer noch dramatisch", sagte Göring-Eckardt der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Seit drei Monaten harrten über 7.000 Menschen, davon ein Drittel Kinder, unter "widrigsten Umständen" auf Lesbos aus.
"Es ist erbärmlich, wie tatenlos die deutsche Bundesregierung zuschaut." Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hätten die deutsche EU-Ratspräsidentschaft nicht genutzt, "um eine humanitäre Lösung zu finden und die europäische Asylpolitik wieder zu dem zu machen, was sie sein sollte: ein faires Grundrecht auf Schutz". Göring-Eckardt attestierte der Bundesregierung "ein humanitäres Versagen". Ihre flüchtlingspolitische Bilanz sei "mehr als ernüchternd". Dabei sei die Aufnahmebereitschaft in Deutschland viel höher, als die Bundesregierung bislang bereit gewesen sei zu helfen. "Ich erwarte, dass sich die Bundesregierung noch vor Weihnachten für die Evakuierung aller Menschen aus den Elendslagern in Griechenland einsetzt und endlich die beeindruckende Aufnahmebereitschaft deutscher Kommunen und Bundesländer annimmt", so die Grünen-Politikerin.