Filmfestivalchef: Filme allein streamen führt zu Vereinsamung

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Filmfestivalchef: Filme allein streamen führt zu Vereinsamung

26.09.2020 - 01:04 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

Nach Ansicht von Michael Kötz, Leiter des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen, führt der Genuss von Kunst wie etwa das individuelle Streamen von Filmen aus dem Internet im stillen Kämmerlein zu Einsamkeit. "Ich denke, dass Kunstwerke heute vervielfältigt werden, für jeden zugänglich, das ist durchaus etwas sehr Schönes", sagte er dem "Mannheimer Morgen" (Samstagausgabe). Was dabei aber bedauerlich sei, "und das kommt daher, dass dies alles ein großer lukrativer Markt geworden ist", sei, dass die Menschen das immer mehr allein konsumierten, mit Stöpseln im Ohr, auf dem Handy-Display.

"Sie genießen die Kunst nicht gemeinsam, sie vereinsamen." Kunst wolle ein Fest sein, "eine gemeinsame Bestätigung des Daseins", sagte er dem Blatt. "Deshalb ist Musik in einem Konzert so schön, egal welche Musik", so Kötz. Beim Film sei das gesellschaftliche Element sogar "wie der heimliche Bauplan der Filmkunst": Es gehe immer um die ganze Welt, in der man lebe. "Und immer um dass kollektive Unbewusste. Filme sind immer ein Wir, nie ein Ich." Die entstehende Einsamkeit sieht der Filmfestivalchef kritisch: "Wir Menschen wollen gar nicht allein sein. Das macht uns krank." Manchmal, ohne dass man es merke. Gemeinsam Filme anzusehen sei genau das, was Friedrich Schiller sich von der ästhetischen Erziehung des Menschen erträumte. "Schiller wollte, dass die Kunst politisch sei, in sich selbst, nicht nur im Gespräch über sie." Laut Kötz geht das in der Welt des Films wunderbar. Es würden hier "Bedeutungen und Botschaften weniger ausgesprochen als vielmehr zum Miterleben erzählt, in jener Balance aus Sinn und Sinnlichkeit, die manche Filme ganz großartig beherrschen". Allerdings: "Wenn man diese Filme nicht allein anschaut, sondern mit vielen anderen Menschen, sagen wir, in unseren großen Festivalkinos sitzt, wo die Leinwand wie ein riesiges gemeinsames Fenster in die Welt ist, dann erlebt man obendrein etwas sehr Wesentliches: Man erlebt den sinnlichen Beweis, dass keiner von uns allein auf der Welt ist", so der Filmfestivalchef.

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