Ethiker sorgen sich wegen Corona um Patientenrechte

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Ethiker sorgen sich wegen Corona um Patientenrechte

17.05.2020 - 18:00 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

Angesichts des großen Zeitdrucks in der Covid-19-Forschung sorgen sich Ethiker um die Rechte von Patienten. Das hohe Tempo, das derzeit die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 bestimmt, könnte dazu führen, dass die Interessen der Menschen, die an entsprechenden klinischen Studien teilnehmen, unterlaufen werden. Diese Sorge formulierten der Arbeitskreis medizinischer Ethik-Kommissionen sowie die Vorsitzende des die EU-Kommission beratenden Europäischen Ethikrats, Christiane Woopen, gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe).

Die Sorge werde durch eine vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) geplante Verordnung noch verstärkt. Zudem könnten andere schwerwiegende Krankheiten nicht die notwendige Aufmerksam erhalten. "Es ist sicher sinnvoll, schnell Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln, aber wir befürchten, dass dadurch schutzwürdige Interessen von Studienteilnehmern unterlaufen werden", sagte Joerg Hasford, der Vorsitzende des Arbeitskreises medizinischer Ethik-Kommissionen, der SZ. So heißt es in einem Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) für eine Verordnung, die den medizinischen Bedarf in Zeiten der Epidemie sicherstellen soll, dass das BMG die Vorschriften des Arzneimittelgesetzes zum Schutz von Versuchspersonen außer Kraft setzen könne. "Die Pauschalität dieser geplanten Ermächtigung ist gefährlich", sagt Hasford. "Sollte das realisiert werden, dann könnte das Sicherheit und Wohlergehen der Patienten, die an klinischen Studien teilnehmen, empfindlich beeinträchtigen." Die Sorge teilt auch der Europäische Ethikrat: "Unter dem extremen Druck zur Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten in der Corona-Pandemie könnte der Schutz von Versuchspersonen und Patienten auch in anderen Bereichen sinken", sagt die Vorsitzende Christiane Woopen. Ausnahmen von den Standards zum Schutz von Menschen in einer klinischen Prüfung dürften nicht einfach pauschal vorgesehen werden, mahnt sie. "Es ist unverzichtbar, sie im Einzelnen zu prüfen und zu begründen, ob und warum sie erforderlich sind." Der derzeitige Fokus auf die Covid-19-Forschung birgt nach Ansicht des Arbeitskreises noch weitere Probleme: Untersuchungen zu anderen Krankheiten könnten ins Hintertreffen geraten. In manchen Ländern der EU werde die Genehmigung von klinischen Studien zu anderen Krankheiten als Covid-19 aufgrund von Überlastung bereits ausgesetzt. "Das finde ich ethisch eine Katastrophe", so Hasford. "Es gibt ja auch andere Patienten, die lebensbedrohliche Erkrankungen haben. Sie haben das gleiche Recht auf medizinischen Fortschritt wie ein Patient mit Covid-19."

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