Epidemiologe: Corona-Verschärfungen "nicht ausreichend"

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Epidemiologe: Corona-Verschärfungen "nicht ausreichend"

15.10.2020 - 13:55 Uhr

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über dts Nachrichtenagentur

Der Epidemiologe Markus Scholz von der Universität Leipzig erwartet bis Ende des Jahres 20.000 Corona-Neuinfektionen pro Tag in Deutschland – wenn bis dahin keine neue Maßnahmen Wirkung zeigen. "Nach unseren Modellvorhersagen würden wir ohne neue Maßnahmen ähnliche Neuinfektionszahlen erwarten, wie von der Bundeskanzlerin genannt. Also etwa 20.000 am Tag halte ich durchaus für möglich", sagte Scholz zum Nachrichtenportal Watson.

Die von Bund und Ländern am Mittwoch vereinbarten Corona-Verschärfungen reichen dem Epidemiologen zufolge nicht aus. "Die gestern von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen halte ich nicht für ausreichend, um den aktuellen Trend zu brechen und gehe daher davon aus, dass kurzfristig eine erneute Verschärfung wie im Frühjahr erforderlich ist", sagte Scholz. "Wir beobachten seit einigen Wochen einen klar exponentiellen Anstieg, der sich weder durch verstärkte Tests noch durch Reiserückkehrer erklären lässt. Das heißt, die Epidemie gewinnt wieder deutlich an Fahrt", so der Epidemiologe. Treibende Faktoren wären die verringerte Befolgung der AHA-Regeln und die zunehmende Verlagerung des öffentlichen Lebens in geschlossene Räume. Außerdem führe die Erkältungszeit dazu, dass die Testkapazitäten überlastet seien. "Letzteres führt dazu, dass bei leichter Symptomatik inzwischen weniger konsequent getestet wird und Corona-Fälle übersehen werden", sagte Scholz. Insgesamt sei die Entwicklung kaum mehr aufhaltbar. Sorge bereitet dem Epidemiologen besonders die "Verdopplungszeit von zwei bis drei Wochen". Scholz sagte: "Es ist zu erwarten, dass bei diesen hohen Fallzahlen weitere `Bremssysteme` wie die Kontaktverfolgung nicht mehr effizient sind." Er rechnet außerdem mit einem Anstieg der Intensivpatienten. "Nachdem sich im Sommer und Frühherbst das Altersspektrum deutlich in den jüngeren Bereich verschoben hatte, kehrt sich dieser Trend aktuell wieder um, zu den Älteren. Damit ist auch ein weiterer Anstieg der Intensivfälle zu erwarten."

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