Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat die Lage in Libyen als "alarmierend" bezeichnet. In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag) warnte Müller vor einem "Brennpunkt vor unserer Haustür". EU und UN seien gefordert, In Libyen Strukturen zu schaffen.
200.000 bis 300.000 Menschen vegetierten in Libyen unter unvorstellbar schlechten Bedingungen. UN-Sondergesandte berichteten von Folterungen, von in erbärmlichen Lagern zusammengepferchten, hungernden Menschen hinter Zäunen. "Diese Camps gehören unter die Kontrolle der UN-Flüchtlingshilfe (UNHCR), damit es dort einigermaßen menschenwürdig zugeht", sagte Müller. Er habe mit Gefolterten gesprochen, die von Menschenhandel und von der Marter der Flucht durch die Sahara nach Libyen berichtet hätten. "Wir müssen ihnen helfen - und zwar, indem wir ihnen in ihren Heimatländern Startchancen eröffnen", sagte der Minister. Deutschland baue in Afrika insgesamt sechs Beratungszentren und Hilfsangebote für Migranten auf. "Aber es macht mich zornig, dass viele andere Länder tatenlos zusehen, wie immer wieder verzweifelte Flüchtlinge mithilfe von Schleppern die Flucht über das Mittelmeer wagen, obwohl sie keine Bleibeperspektive in Europa haben", erklärte der CSU-Politiker.