Der Energieexperte Volker Quaschning hält die Frage nach einer möglichen Verlängerung von AKW-Laufzeiten in Deutschland für "reinen Populismus". Dem Nachrichtenportal Watson sagte er: "Das Thema Kernenergie für den Klimaschutz ist in Deutschland durch. Vor allem ist es auch eine Risikotechnologie."
Quaschning, der als Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin tätig ist, erklärte: "Wenn wir jetzt Gas durch Kernenergie ersetzten, dann müsste man in Deutschland 100 neue Kernkraftwerke bauen. Und die brauchen auch erst einmal 20 Jahre, bis sie stehen. Daher ist die Frage, Kernenergie weiterzuführen, reiner Populismus."
Quaschning kritisierte unter anderem den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) für dessen Energiepolitik: "Markus Söder würde wirtschaftlich gesehen gut daran tun, Windenergie auch in Bayern weiter auszubauen. Wenn in Zukunft diejenigen den Strom bezahlen, die ihn auch brauchen, sieht es für die bayerische Industrie düster aus." Der Atom- und Energiepolitikberater Mycle Schneider sieht ebenso wie Quaschning keinen Sinn in einer AKW-Laufzeitverlängerung - auch nicht vor dem Hintergrund steigender Energiepreise: "Die Forderung nach Laufzeitverlängerung der verbleibenden AKWs ist absurd. Die Betreiber hatten zehn Jahre Zeit, anders zu planen und würden das nur unter sehr harschen Bedingungen - mit sehr hohen Subventionen und minimalen zusätzlichen Laufzeiten - durchführen."
Die Kernenergie deckt in Deutschland nur circa ein bis zwei Prozent des Energiebedarfs. Die Energieökonomin und Professorin für Energiepolitik Claudia Kemfert bewertet eine Laufzeitverlängerung ebenfalls kritisch: "Atomenergie ist keine Zukunftstechnologie, sondern teuer, unsicher, zeitaufwändig und gefährlich." <P>Sie mahnt: "Zudem spielt Atomenergie auch immer zur Bereitstellung von Atomwaffen eine Rolle, in Zeiten von geopolitischen Krisen und Kriegen ist dies eine gefährliche Option. Atomenergie ist eine Kriegstechnologie, keine Friedenstechnologie."