Der Chef der Münchener Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, verlangt von Europa die Übernahme von mehr Verantwortung für die Sicherheit in der Welt. "Die Bürger Europas wollen keine normierten Bananen, sondern mehr Sicherheit. Und die müssen wir uns zunehmend selbst organisieren können", sagte Ischinger den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Samstagausgaben).
Europa habe bereits vor zwanzig Jahren in Ex-Jugoslawien versagt. "Dass wir als EU kaum dazugelernt haben, macht mich tief besorgt. Weder bei der Krise in der Ukraine noch in Syrien hat die EU eine führende Rolle übernommen." Dabei sei klar gewesen, dass allein die Flüchtlingswelle als Folge des syrischen Konflikts zu einem großen und gefährlichen europäischen Problem werden würde. "Aber statt frühzeitig eine Friedensinitiative zu ergreifen, haben wir wie das Kaninchen auf die Schlange geschaut, bis die USA und Russland wie im Kalten Krieg als Großmächte nach Genf einluden", so Ischinger weiter. "Europa hat durch zu langes Wegschauen Schuld auf sich geladen." Es mangele Europa "einfach an Selbstbewusstsein". Dabei gehe es um die Interessen von 500 Millionen Menschen.