Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bahn und Chef der Eisenbahngewerkschaft EVG, Alexander Kirchner, hat vor dem erneuten Bahn-Krisengipfel im Verkehrsministerium Kritik an der Bundesregierung geübt. "Wir haben einen Koalitionsvertrag, der für die Bahn so gut ist wie keiner zuvor. Aber er ist ein ungedeckter Scheck. Es gibt keine ausreichende finanzielle Unterstützung", sagte Kirchner der Wochenzeitung "Die Zeit".
Die Politik müsse nachsteuern. "Sie hat der Bahn über Jahre zu wenig Geld gegeben und fordert nun eine Verdoppelung des Personenverkehrs bis 2030 und eine Erhöhung des Güterverkehraufkommens." Das aber sei mit den vorhanden Gleisen und Zügen unmöglich. "Die Verantwortung auf den Bahn-Vorstand zu schieben, reicht mir da nicht", so Kirchner weiter. Auch mit den Vorgängern von Bahnchef Richard Lutz ging Kirchner in der "Zeit" hart ins Gericht. Jeder Bahn-Vorstand habe seine Geschichte erzählt. "Mehdorn hat den Logistiker Schenker und viele andere Unternehmen gekauft." Als dann Rüdiger Grube kam, habe er verkündet, die Bahn zum Weltmarktführer mit 70 Milliarden Euro Umsatz zu machen. "Damit ist er kläglich gescheitert." Denn: "Heute reden wir darüber, ob die Deutsche Bahn AG nur noch in Deutschland fahren soll. Grubes Nachfolger Richard Lutz ist nun derjenige, der den Wagen an die Wand fährt oder ihn mit einem guten Job rettet. Ende offen."