Adidas-Chef fürchtet "Übersättigung" von Fußballfans

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Adidas-Chef fürchtet "Übersättigung" von Fußballfans

07.07.2019 - 05:00 Uhr

Adidas-Chef fürchtet Übersättigung von Fußballfans Adidas-Chef fürchtet "Übersättigung" von Fußballfans Sport
über dts Nachrichtenagentur

Der Vorstandsvorsitzende von Adidas, Kasper Rorsted, warnt die Fußball-Verbände vor einer drohenden Übersättigung der Fans. "Ich bin Fußballliebhaber, aber nach einer sehr langen Saison hat man irgendwann einen Punkt erreicht, an dem man sich eine Pause wünscht", sagte Rorsted der "Welt am Sonntag". Auch er habe sich beispielsweise das Finale der Nations League nicht angesehen.

"Irgendwann ist man übersättigt. Das geht vielen Fußballfans so", so der Adidas-Chef weiter. Er sei der Meinung, "dass Qualität besser wäre als Quantität. Nicht nur bei der WM oder EM. Da wären weniger Mannschaften besser", sagte Rorsted. Das müsse man auch aussprechen dürfen. "Es wäre besser für den Sport, wenn mehr Handball, Biathlon oder Tennis im Fernsehen übertragen würde als Spiele der dritten Fußballliga - auch wenn es für unser Geschäft umgekehrt vielleicht sogar besser wäre", so der Adidas-Chef. Er räumte ein, dass er den französischen Star Kylian Mbappé, der vom Konkurrenten Nike ausgestattet wird, gerne bei Adidas sehen würde. "Natürlich hätten wir gern einen Mbappé unter Vertrag", sagte Rorsted. Man habe besonders "in den Jahren 2013 und 2014 nicht das notwendige Glück" gehabt, die "neuen, jungen Stars zu verpflichten. Wenn man ein, zwei Jahre nicht die Richtigen bekommt, dann leidet man später darunter, und das lässt sich nicht über Nacht ändern", so der Vorstandsvorsitzende weiter. Um auch deutschen Vereinen die Verpflichtung teurer Stars zu ermöglichen, rät er dazu, die sogenannte 50+1-Regel aufzuheben, sodass Investoren auch Mehrheitsbeteiligungen an Fußballclubs erwerben könnten. "Das wäre ein besserer Weg, um einen finanziellen Ausgleich zu schaffen", sagte Rorsted der "Welt am Sonntag". Der FC Bayern leide unter "einer schwächeren Bundesliga. Das hat man in der vergangenen Saison gesehen, die deutschen Klubs haben international deutlich schlechter abgeschnitten als in der Vergangenheit", so der Adidas-Chef weiter. Deshalb sei es im Interesse von Adidas, dass die Bundesliga so stark wie möglich werde. "Dadurch wird unser Verein auch besser", so Rorsted. Adidas selbst würde aber auch bei Wegfall der Regel keinen eigenen Fußballclub kaufen wollen. "Wir sind ein Sponsor, kein Fußballverein. Als Firma ist es wichtig zu wissen, was unsere Kernkompetenz ist. Wir wollen die besten Schuhe und Trikots machen, Sportlern zu Spitzenleistungen verhelfen", sagte Rorsted. Er traue sich nicht zu, "einen Fußballverein gut zu führen". Der Adidas-Chef kritisierte zudem die langsamen Fortschritte bei der Digitalisierung in Deutschland. "Man sieht ja, dass die Politik in Deutschland in den vergangenen Jahren bei der Digitalisierung nichts bewegt hat - ob es in den Schulen, bei Behörden, künstlicher Intelligenz oder auch nur beim Mobilfunk ist", so Rorsted. Europaweit stehe Deutschland auf Platz 48 bei der Digitalisierung. Er sehe derzeit keine Partei in Deutschland, der er zutraue, das zu ändern. "Es gibt einzelne Politiker in Deutschland, die die Digitalisierung richtig einsetzen, aber meiner Ansicht nach keine ganze Partei", sagte der Adidas-Chef. Zunächst müsse man dafür sorgen, dass die elementare digitale Infrastruktur in Deutschland funktioniere. "Das Fundament muss stehen. Man kann nicht über autonomes Fahren reden, wenn man nicht überall Zugang zum Netz hat", sagte Rorsted der "Welt am Sonntag". Natürlich sei "schneller Mobilfunk mit 5G interessant", aber das löse nicht das Problem, "dass es immer noch viele Funklöcher gibt, in denen man gar nicht ins Netz kommt. Wir brauchen eine Infrastruktur für alle. In Deutschland fehlt elementare digitale Infrastruktur", so der Adidas-Chef weiter. Er selbst erlebe die Probleme immer wieder: "Auf der Strecke zwischen München und Herzogenaurach zum Beispiel hat man noch nicht mal durchgängig Handyempfang. Das kann nicht sein", sagte Rorsted.

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